„Machen Sie‘s lustig!“

Diesen Wunsch in Bezug auf eine Trauerrede zu hören, mag befremdlich erscheinen. Aber ich erzähle eine kleine Geschichte dazu:

Neulich war ich zu einem Trauergespräch eingeladen, das sich zu Anfang zog wie Kaugummi. Die Angehörigen, die dabei waren, waren freundlich und schienen nicht übermäßig zu trauern, eher ein bisschen distanziert zu sein.

Je kürzer ihre Antworten auf meine immer längeren Fragen wurden, desto mehr kam mir der Verdacht, dass vielleicht in der Familie etwas nicht stimmte – vielleicht war der verstorbene Ehemann / Vater nicht besonders beliebt gewesen, vielleicht gab es einfach nichts Gutes über ihn zu berichten?

Die Witwe bat mich immer wieder, einzelne Dinge nicht zu erwähnen, und irgendwann fragte ich sie rundheraus, wovor sie denn Angst habe.

Und plötzlich platzte der Knoten.

Es stellte sich heraus, dass sie große Angst vor unserem Gespräch gehabt hatte- dass es zu schwer, traurig und ernst werden würde und sie sich nicht zusammenreißen könnte. Daraufhin habe ich ihr erklärt, worin unsere Arbeit der Freien Redner besteht:

  • Wir wollen die verstorbene Person feiern, über das Gute in ihrem Leben sprechen
  • wir wollen den Angehörigen die Gelegenheit bieten, nochmal in Dankbarkeit dieses Leben Revue passieren zu lassen
  • das beinhaltet natürlich, dass nicht nur geweint, sondern auch geschmunzelt und sogar herzlich gelacht werden darf

Wie sagte die beste Freundin meiner Tochter:

Was raus muss, muss raus.

Gut, sie bezog sich damals auf Pupse, aber ich denke, den Spruch kann man ebenso gut auf Tränen und Gefühle beziehen.

Das Gespräch verlief danach übrigens sehr munter und emotional. Und als die Witwe am Schluss darum bat: “Machen Sie‘s lustig“, habe ich verstanden, dass sie keine Karnevalsveranstaltung möchte.

Nur eine kleine Rede, die so wird, wie ihr Mann war: Lustig, zielstrebig und echt.