Ein Abend unter Freunden

Eines meiner Brautpaare war sich zwar völlig unsicher, wie die Hochzeit denn nun genau aussehen soll, war sich aber absolut darüber im Klaren, wie sie nicht aussehen soll.

Wir wollen bloß keinen Stress, keinen Perfektionismus. Unsere Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen, und wir selber möchten den Tag auch genießen können.

Natürlich, was sollte dem im Wege stehen?

Die Braut hat beruflich schon viele Hochzeiten begleitet / gesehen und spricht von einem Phänomen, das auch andere – eigentlich wunderschöne – Familienfeste betrifft: Weihnachten, Ostern, Hochzeiten, all das scheint immer weniger dem eigentlichen Zweck zu dienen (die Geburt Jesu, Jesu Auferstehung und die ewige Liebe zu feiern), sondern, irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Der Druck dabei wird anscheinend immer größer. Wie soll man sich auf Weihnachten freuen, wenn angeblich die Geschenke perfekt ausgesucht, das Essen perfekt und selbst gekocht sein muss, alle glücklich und zurfrieden sein müssen, es keinen Streit geben darf und die Tanne absolut gerade gewachsen sein muss?

Wie soll sich ein Brautpaar auf seine Hochzeit freuen, wenn die unperfekte Figur ins perfekte Kleid / den perfekten Anzug passen muss, die Sitzordnung so geplant werden muss, dass sich bloß niemand streitet, niemand aufregt und niemand beleidigt fühlt, wenn ein falscher Ton der gebuchten Sängerin die ganze Zeremonie ruiniert und die Schokofinger der Enkel das Kleid der Trauzeugin beflecken und diese einen Tobsuchtsanfall bekommt?

Back to the roots, zurück zu den Wurzeln.

Mein Brautpaar wünscht sich eine Hochzeit wie „ein Abend unter Freunden“ – entspannt, gechillt, alles kann, nichts muss, wer tanzen will, soll tanzen, wer sich den Bauch vollschlagen will, soll sich auch da keinen Zwang antun, und wenn das Kleid der Trauzeugin dreckig wird, näht Tante Hedwig aus den sauberen Resten eine hübsche, edle Steppdecke… (Haben sie so nicht gesagt, aber die Message dahinter dürfte klar sein).

Lasst uns, wenn wir feiern, doch wieder mehr Wert auf die Werte legen. Glück, Zufriedenheit, Freude, Menschlichkeit, Humor und Gelassenheit sind wichtiger als Perfektion und der Wunsch (oder Druck) es allen recht machen zu wollen. Perfektion macht nicht glücklich. Sie stresst. Und ganz ehrlich – wer meckern will, meckert sowieso.

Es ist eure Hochzeit.

Nicht die eurer Eltern, nicht die eurer Freunde, nicht die eurer Nachbarn oder Arbeitskollegen.

Es geht nicht darum, dass ihr die Erwartungen der anderen erfüllt, sondern dass die anderen bereit sind, euer Glück mit euch zu feiern. Wer das nicht möchte, kann ja in seinem perfekten Häuschen bleiben, wo der vermutlich perfekte Pfeffer wächst…;-)