3 Sätze, die man Trauernden nicht sagen sollte

Weiße und rote Blumen auf einem Grab, üppig bepflanzt

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Deshalb können wir mit ziemlich viel Stress umgehen, aber nicht gut mit Trauer. Krankheiten, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen – das ist alles schlimm und belastend, aber meistens irgendwie händelbar: Solange die Hoffnung einen trägt, dass alles wieder gut wird und man doch eines Tages wieder ein glückliches Leben führen kann.

Doch sterben – das ist der Endgegner. Dem Tod stehen wir hilflos gegenüber, wir können ihn auf später vertrösten, hinauszögern und Schmerzen abmildern, aber holen wird er uns auf jeden Fall.

Deshalb erfüllt es uns mit Hilflosigkeit und Angst, wenn wir es mit dem Tod zu tun bekommen – auch wenn er uns nicht persönlich betrifft. Doch wenn Verwandte, FreundInnen, Nachbarn oder KollegInnen trauern und wir so gern trösten wollen, wissen wir oft nicht, was wir sagen sollen, aus Angst, das Falsche zu sagen.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es in solchen Situationen kein richtig und falsch gibt und man einfach offen aussprechen darf, was man fühlt.

Aber es gibt durchaus gutgemeinte Formulierungen, die mehr schaden als helfen, und deshalb habe ich im Folgenden drei Satzbeispiele aus meiner Arbeit als Trauerrednerin gesammelt, welche wenig hilfreich sind, und Alternativen aufgezeigt, wie man sein Mitgefühl anders ausdrücken kann..

1. „Wenigstens musste sie nicht leiden“

Absicht: Man möchte irgendein Licht am Ende des Tunnels sehen und sucht krampfhaft nach dem Positiven in der ganzen Sache. 

Wirkung: Natürlich ist es ein ein tröstlicher Gedanke, wenn jemand friedlich eingeschlafen ist, aber er hilft dem Trauernden (noch) nicht. Ich trauere ja nicht um die Art und Weise des Todes, sondern um den Tod selbst.

2. „Irgendwann musst du jetzt aber auch ins Leben zurück“

Mohnblumen Wiese

Absicht: Mit ein paar Wochen Trauer kommen wir klar. Das ist gesellschaftlich akzeptiert. Aber wenn jemand nach einem halben Jahr immer noch schwarz trägt, oft weint oder sich der Gesellschaft entzieht, werden wir ungeduldig. „Das muss doch jetzt mal aufhören“. Wir halten nicht gut Trauer aus und das Leben muss weitergehen. Vielleicht liegt es am Trauernden? Vielleicht lässt er oder sie sich einfach zu sehr hängen und versucht gar nicht, wieder ins Leben zurück zu finden? Dann muss man diese Person halt ein wenig anschubsen. 

Wirkung: Trauer ist etwas zutiefst Persönliches. Sie hängt ab von meiner Persönlichkeit und der Beziehung zum Verstorbenen. Jeder trauert anders und niemand, wirklich niemand hat das Recht, einem vorzuschreiben, wie man zu trauern hat, wo, mit wem und wie lange. (Siehe mein Artikel zum Thema Trauer ist nicht messbar )

Das heißt natürlich nicht, dass liebevolle Angehörige nicht auf einen schauen und medizinische Hilfe suchen, wenn die trauernde Person sich mehr und mehr in sich selbst zurückzieht.

3. „Jetzt musst du für Mama und Papa stark sein“

Luftballons steigen auf zum Himmel
Rednerin Kinderwillkommensfeste Grevenbroich Düsseldorf

Absicht: Manchmal sagen Erwachsene diesen Satz zu Geschwisterkindern. Wenn Felix (5) gestorben ist, muss Mia (8) jetzt besonders lieb sein und den Eltern viel Freude machen, da die doch so schrecklich traurig sind.

Wirkung: Damit bürden wir einem kleinen Menschen eine Verantwortung auf, die er nicht tragen kann. 

  • Auch Mia trauert. Sie hat ihren Bruder verloren
  • Sie ist klein und weiß nicht, wie man mit Trauer umgeht
  • Sie hat Angst vor dem Tod und macht sich Sorgen um ihre Eltern
  • Vielleicht fühlt sie sich selbst schuldig, weil sie doch zu Felix so gemein war 
  • Sie ist unsicher und hat so viele Fragen 

Und dann soll Mia sich für die Erwachsenen zusammenreißen? 

Die meisten dieser Sätze missachten Leid oder wollen es auf ein Minimum reduzieren. Ich soll mich zusammenreißen, mir gute Gedanken machen. Aber manchmal ist die Trauer so groß, dass diese Sätze eher das Gegenteil erreichen – ich fühle mich unverstanden und in der Tiefe meiner Trauer nicht gesehen, vielleicht fühle ich mich sogar im Namen der verstorbenen Person in ihrer Ehre gekränkt.

Aber was hilft stattdessen? Gibt es überhaupt die richtigen Worte?

Was tut die Wissenschaft in solchen Fällen? Bei emotionalen, seelischen Problemen gehen wir zur Therapie, und die die besteht zum großen Teil aus zuhören. Wahrnehmen, den Schmerz des Trauernden zuzulassen. Und das nicht ohne Grund. Wenn wir zuhören, einfach zuhören, nehmen wir den Trauernden in seiner Trauer wahr und ernst. Er kann sich ein wenig gehalten fühlen. Glück gibt es erstmal sowieso nicht, aber vielleicht ein bisschen Geborgenheit.

Und nichts spricht dagegen, ehrlich zu sein. Zuzugeben, dass man grad nicht weiß, was man sagen soll. Dass man selber sehr traurig ist und Anteil nimmt und gerne helfen möchte. 

Für Trauer gibt es keine schnellen Lösungen. Aber es gibt Schutzräume, in denen die Trauernden reden, schreien, weinen und lachen dürfen, fühlen dürfen, was und wie sie wollen:

In der Empathie der Menschen, die sie lieben.

Viele rote Luftballons
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